Langenhagen (kr). Letztlich ging es nur um 800 Euro jährliche Kosten für die Nutzung der Toiletten im Rathaus während der beliebten Jazz-Matineen im Rathaus-Innenhof, mit der die Stadtverwaltung den veranstaltenden Verein Cultour & Co. belastete. Der Verein reagierte überspitzt, als der Vorsitzende Horst-Dieter Soltau daraufhingleich die Fortsetzung derHofkonzerte in Frage stellte. Die Stadtverwaltung schlug auch nicht gerade professionell zurück, als sie bemängelte, dass Cultour & Co. nie einen Antrag gestellt habe, Geld aus dem mittlerweile von 75.000 auf 18.000 geschrumpften Stadtmarketing- Topf zu bekommen. Cultour & Co. hatte jedenfalls bereits in einem Brief vom 25. Februar dieses Jahres die Stadt gebeten, die Kosten für die Toiletten – das Schreibenliegt demECHOvor – „als Sponsoring zu übernehmen“. Damit sollte nach Ansicht des Vereins der Bezuschussungsbedarf angemeldet worden sein. Sich nun über die korrekte Form zu streiten, dient sicher nicht der Sache. Aber das alles scheint inzwischenglücklicherweiseSchnee von gestern zu sein. In einem gemeinsamen Treffen wollen Cultour & Co. und Bürgermeister Friedhelm Fischer Anfang September die Irritationen endgültig begraben. Cultour & Co. hat bei einem Gespräch mit dem Langenhagener ECHO jetzt eindeutig erklärt, die Hofkonzerte auch im Jahr 2012 fortzusetzen – trotz aller Schwierigkeiten, immer wieder Sponsoren zu finden. Da sich Friedhelm Fischer ohnehin zu dem für Langenhagen positiven Image-Effekt der in Deutschland einzigartigen Veranstaltungsreihe – „umsonst und draußen“ – bekannte, und die Stadt 1500Euro zu den Jazz-Matineen beisteuert, dürfte dem nachhaltigen Erfolg des Gespächs mit Cultour & Co. nichts mehr im Wege stehen. In diesem Zusammenhang müssen allerdings dieAktivitäten des Caterers, der die Bewirtschaftung während der Jazz-Matineen betreibt, ohne Vorbehalte beurteilt werden. „Von der Toiletten-Öffnung profitiert in erheblichem Umfang der gewerbliche Betrieb“, hatte das Ordnungsamt befunden, deshalb könne sich Coultur&Co. das Geld vom Caterer zurückholen. Die Realität sieht allerdings anders aus: Der Gastronom finanziert nicht nur die teuerste Band der Veranstaltungsreihe, er stellt auch bei jedem Konzert auf eigene Kosten Sitzgelegenheiten für rund 250 Besucher zur Verfügung. Bereits zum Konzertbeginn sind die besten dieser Plätze belegt, und zwar auch von Besuchern, die während der Veranstaltung nichts verzehren, aber gerne die vom Wirt gestellten Sitzplätze gratis nutzen. Würde es sich hier um einen geschlossenen Biergarten handeln, gäbe es mit Sicherheit einen Verzehrzwang, auf den der Langenhagener Wirt im Rathaushof allerdings auch im Sinne des Stadtmarketings verzichtet. Im Gegensatz zu früheren Zeiten gibt es draußen auch keinerleiAufpreise auf die Getränke.Muss derWirt dennoch für alle Besucher für Toiletten sorgen? Auch diese Frage dürfte beim angekündigten Gespräch geklärt werden. Nicht zu vergessen: Auch die 21. Konzertreihe der Hofkonzerte überzeugte mit einem tollen Programm. Für das überzeugende Finale sorgte das wohl unumstritten beste Jugend-Jazzorchester Deutschlands, die Big Band des GymnasiumsBerenbostel.Mit raffinierten und anspruchsvollen Arrangements überzeugten die jungen Musikanten auch ein mehr auf Dixieland geeichtesPublikum. Riesenbeifall für die ungemein swingende Formation, die das Glück hat, von einemderartig profilierten Bandchef wie Bodo Schmidt ausgebildet und inspiriert zu werden. Der Publikumsliebling der acht Konzerte der Saison 2011 war sicherlich der versierte Posaunist, ungemein witzige Sänger und Entertainer Jaroslav Zeleny der Oldtimers Jazzband aus Prag, die zwei Wochen zuvor aufgetretenwar. Sie hat in denletzten 35 Jahren schon hochkarätige Preise eingespielt. Für musikalische Highlights bei den Soli sorgten vor allem Klarinettist und Sopran- Saxofonist Michal Zpevak und Banjo-Virtuose Petr Krumphanzl. Ein besonderes Lob des Veranstalters ging an die SwingtownJazzmen, dienunschonzum 21. Mal mitwirkten. Sie hatten das allerschlechteste Wetter erwischt, präsentierten sich aber dennoch in allerbester Spiellaune, obwohl sie alle 30 Minuten das ansteigende Regenwasser mit einem Besen von der Bühne fegen mussten.